Auf dem Weg der Besserung: Gespräch mit dem Botschafter Irlands

Von der Agrargesellschaft zum keltischen Tiger: Irland galt lange Zeit als europäische Erfolgsgeschichte. Doch als das Land 2010 seine angeschlagenen Banken retten musste, wurde die grüne Insel als eines der ersten europäischen Länder in den Strudel der Finanzkrise gerissen.

Dr. Boysen-Hogrefe (IfW), Prof. h.c. Ernst Johansson (EBSH), Dan Mulhall (Botschafter Irlands). Foto: EUSH.

Doch nur drei Jahre später befindet sich Irland auf dem Weg der Besserung: Die Wirtschaft wächst wieder und die von den internationalen Geldgebern geforderten Reformen sind in vollem Gange.

Als erstes Land wird Irland voraussichtlich den Rettungsschirm wieder verlassen können. Wie ist diese Erfolgsgeschichte zu erklären? Was können andere Krisenstaaten und ganz Europa von den Iren lernen?

Laut Dr. Jens Boysen-Hogrefe (Institut für Weltwirtschaft, Kiel) führt der irische Weg aus der Krise über die gleichen Vorzüge, die dem Land auch in der Vergangenheit sein berühmtes Wirtschaftswachstum ermöglicht habe: natürliche Standortfaktoren, eine gut ausgebildete und junge Bevölkerung sowie eine investitionsfreundliche Steuerpolitik. Nicht zuletzt habe Irland aber auch rund 20 Prozent der Staatsausgaben eingespart. Ein gigantischer Kraftakt für das kleine Land.

Auch die aktuelle EU-Ratspräsidentschaft hatte sich Irland Großes vorgenommen, machte der irische Botschafter Dan Mulhall deutlich:  Kurz bevor Kroatien den Vorsitz im Rat übernimmt, kann Irland eine Reihe von Erfolgen für Europa verbuchen. Eine europäische Bankenunion nahm während der irischen Ratspräsidentschaft Gestalt an und eine Einigung über den mehrjährigen Finanzrahmen scheint in greifbare Nähe gerückt. Weitere wichtige Entscheidungen wurden unter anderem in der Asyl- und Gesundheitspolitik getroffen.

Besondere Bedeutung misst Irland dem Kampf gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa bei: denn die Sparmaßnahmen machen sich auch dort in bemerkbar, viele junge Menschen wandern aus. Doch trotz steigender Unruhe in der irischen Bevölkerung ist die überwältigende Mehrheit der Iren pro-europäisch eingestellt. Dies ist in Zeiten, wo populistische Parteien mit anti-europäischen Parolen in vielen Staaten Europas die Wähler anziehen, alles andere als selbstverständlich.