Blockade in der GVO-Politik: Neuer Gen-Mais in Europa?

Eine neue Sorte Gen-Mais macht erneut die Blockade in der europäischen GVO-Politik deutlich. Ein Reformvorschlag der EU Kommission liegt seit Jahren auf dem Tisch. Die Entscheidung liegt jetzt bei den Mitgliedsstaaten.

Ist das Gen Mais? Quelle: www.pixelio.com/ Michael Bührke

Der nun zur Debatte stehende Gen-Mais 1507 ist besonders resistent gegen Schädlinge. Er ist mit einem Insektengift ausgestattet. Dieses nehmen die Schädlinge als Nahrung in sich auf und verenden daraufhin. Dadurch können die Bauern höhere Erträge erzielen. Außerdem ist der Gen Mais weniger auf Insektengifte angewiesen. Dadurch wird nach Ansicht der Befürworter die Grundwasser-Verseuchung reduziert und die Umwelt entlastet.

Gegner warnen hingegen vor einem massiven Eingriff in sensible Ökosysteme. Die Folgen für die Umwelt seien nicht absehbar. Sobald der Gen-Mais jedoch in die Äcker eingepflanzt wird, gebe es kein Zurück mehr, so die Kritiker. Über Wind, Vögel und Insekten verbreite sich das gentechnisch veränderte Erbgut auch auf andere, klassische Mais-Sorten und sei nicht wieder rückholbar.

"Die EU Kommissare handeln absolut verantwortungslos, indem sie einem Gen-Mais den Weg zum Anbau ebnen, von dem erhebliche Umweltgefahren ausgehen“, so der Gentechnikexperte Dirk Zimmermann von der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Ein umstrittenes Thema

Der Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO) ist in der EU umstritten. Nach langen Debatten haben sich die europäischen Mitgliedsstaaten dazu entschlossen, den GVO-Anbau in der EU grundsätzlich zu erlauben.

Für jedes Produkt muss aber eine eigene Genehmigung der EU eingeholt werden. Und die wird nur erteilt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Nach geltendem EU-Recht müssen vor allem auch sämtliche Effekte auf die Umwelt und die ökologische Vielfalt, die aus dem GVO-Anbau entstehen, geprüft und bewertet werden.

Dirk Zimmermann von Greenpeace wirft der Kommission vor, diese Prüfung vernachlässigt zu haben. Das Unternehmen Dupont Pioneer begrüßte hingegen den Vorschlag der Kommission. "1507 erfüllt alle regulatorischen Auflagen der EU", erklärte ein Sprecher und forderte, die Sorte solle ohne weitere Verzögerung zum Anbau zugelassen werden.

Dringender Reformbedarf

Der aktuelle Konflikt macht Gesundheitskommissar Tonio Borg  zufolge einmal mehr den Reformbedarf in der europäischen GVO-Politik deutlich. Bereits 2010 habe die EU-Kommission einen Vorschlag zur Neuregelung des Politikbereichs vorgelegt.

Demnach soll es kein EU-weit-einheitliches Verbot oder Erlaubnis für GVOs mehr geben. Stattdessen soll jeder Mitgliedsstaat selbst entscheiden, ob er den Anbau einer bestimmten Pflanze erlaubt oder nicht. Verbote könnten in den einzelnen Staaten dann nicht mehr allein gesundheitlich, sondern auch mit wirtschaftlichen Argumenten begründet werden - etwa um gentechnikfreie Regionen zu schützen.

Die Kommission verspricht sich von diesem Vorschlag einen Ausweg aus der derzeitigen festgefahrenen Situation in der GVO-Politik. Doch eine Entscheidung des zuständigen Ministerrates blieb bislang aus. Borg sagte, er "appelliere an die Mitgliedstaaten, sich für den Kommissionsvorschlag auszusprechen, damit der Vorschlag zum Anbau von GVO in die nächste Phase gehen kann".

Entscheidung im Ministerrat


Die Abstimmung über die Maislinie 1507 im Ministerrat der EU wird voraussichtlich am Mitte Dezember bei der Sitzung des Umweltrates oder bei der Sitzung des Agrarrates am Ende Januar auf der Tagesordnung stehen. Dort müssten die Minister der Mitgliedsstaaten sich einigen.Tun sie dies nicht, könnte die EU-Kommission die Entscheidung alleine treffen. Dabei ist sie an das Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gebunden. Diese hält die Gen-Mais Sorte 1507 für ungefährlich.

Hauke Kahnert

Weitere Infos unter:

Opens external link in new windowAgrarheute.com, 6.11.2013: Pioneer-Mais 1507: Verfahren geht weiter

Opens external link in new windowGreenpeace, 6.11.2013: Demnächst neuer Gen Mais auf EU-Äckern?

Opens external link in new windowSüddeutsche Zeitung, 22.11.2013: Mais, der Angst macht