Außenpolitische Krisen, drohende Staatspleiten, akute Jugendarbeitslosigkeit, Klimawandel, Abhörskandale und das Aufkommen der rechtspopulistischen Parteien - noch nie war es so wichtig, sich für ein gestärktes und demokratisches Europa einzusetzen.
Das lässt sich besonders vor der kommenden Europawahl auch an unterschiedlichsten Kampagnen feststellen. Denn trotz des abnehmenden öffentlichen Interesses an der Wahl gibt es eine Vielzahl von Kampagnen, die informieren und aktivieren wollen – und das überparteilich.
Hier stellen wir Ihnen einige gelungene Beispiele vor:
iChange Europe
Die Internetseite iChange Europe setzt sich sehr differenziert mit den Themen der Europawahl auseinander. Die Kampagne stellt dabei vor allem die Interessen der jungen Generation in Europa in den Mittelpunkt und richtet sich auch in der Hauptsache an diese. Die Kernbotschaft: Wenn die jungen Menschen in Europa ihre Situation verbessern wollen, müssen sie auch ihr Wahlrecht wahrnehmen: „Wir sind eine Generation, deren Zukunft maßgeblich von Europa abhängt. Zugleich haben wir – wie keine Generation vor uns – die Zukunft Europas in der eigenen Hand.“ Es lohnt sich, diese Kampagne
zu unterstützen.
Europäische Bewegung: 1000 gute Gründe für Europa
Auch bei der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD) will man gezielt auf eine verbesserte Wahlbeteiligung hinwirken. Warum sollte ich wählen? Antworten auf diese Frage geben die Mitgliedsorganisationen der EBD: in einem
individuellen Wahlaufruf sprechen sich die Mitglieder mit ihren jeweils besonders wichtigen Gründen für den Gang an die Wahlurnen aus.
da die EBD ein Dachverband europapolitisch interessierte Organisationen und Verbände ist, handelt es sich um eine Multiplikatoren-Kampagne. Die Mitgliedsorganisationen werben mit den Motiven auch in ihren eigenen Medien für die Beteiligung an der Europawahl.
Weil diese Aktion bereits zur Europawahl 2009 umgesetzt wurde, hieß es damals beispielsweise beim Deutschen Brauer-Bund: „Europa ist unser Bier. Gehen Sie wählen.“ Auch die
flickr-Fotogaleire der Europäischen Bewegung International mit den zugehörigen Bildern ist sehenswert.
Die „Europaretter“ der JEF
Die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) gehen mit ihrer Europaretter-Kampagne in eine ganz ähnliche Richtung. Sie veröffentlichen auf
europaretter.de Statements von bis 35-jährigen Bürger*innen der Europäischen Union in Bezug auf die Europawahl. Sie wollen ebenso eine höhere Wahlbeteiligung und damit eine größere Legitimation der Parlamentarier erreichen. Außerdem treten sie in Europaretter-Kostümen auf, die an Superheldenoutfits erinnern.
Die selbsternannten Europaretter wissen aber auch: „Eine höhere Wahlbeteiligung alleine löst die aktuellen und strukturellen Probleme in Europa an und für sich nicht. Nach den Wahlen müssen grundlegende Reformen umgesetzt werden. Reformen, die gleichzeitig demokratisch – und nicht hinter verschlossenen Türen – zu Stande gekommen sind.“
Europaretter werden!
Publixphere
Wem die TV Duelle zwischen den Spitzenkandidat*innen nicht reichen, der kann sich auf Publixphere.de selbst in die Debatte einmischen. Das Portal versteht sich als öffentlicher Raum, in dem die User*innen die Agenda bestimmen. Sie entwickeln ihre eigenen politischen Thesen und Themen, stellen diese zur Diskussion vertreten sie in der Debatte. Die Redaktion des Portals unterstützt den freien Gedankenaustausch, indem sie Hintergrund-Informationen liefert sowie Akteur*innen und Expert*nnen einlädt sich daran zu beteiligen.
Zur Europawahl gibt es auf dem Portal bereits einige spannende Debatten! - reinschauen lohnt sich!
Hearts and minds for Europe
Die Online-Initiative
„Hearts and minds for Europe“ wurde von einigen Beamt*innen der EU-Institutionen gestartet. Sie wollen zeigen, was sie in ihrem Job eigentlich machen - und warum.
Zusammen mit der Bertelsmann Stiftung hat die Initiative “Europäer(in) mit Herz und Seele” 35 Bürger*innen, die in verschiedenen Funktionen in Brüssel arbeiten und 20 Bürger*innen in verschiedenen Mitgliedstaaten interviewt. In Video-Interviews oder abgetippt erklären sie, was die EU für sie bedeutet. Auch hier wird versucht, ein Bewusstsein für die EU und die anstehenden Parlamentswahlen zu schaffen: „Sagen Sie Ihre Meinung! Nehmen Sie im Mai 2014 an der Wahl zum Europäischen Parlament teil! Denn: Europa ist unsere Zukunft. Es liegt an uns allen!“
Happy to vote
Einen ähnlichen Ansatz verfolgen die Macher*innen der Initiative
Happy to vote . Sie informieren über aktuelle Wahlprognosen, Inhalte der Parteien und bieten Informationen zur Europawahl. Ein besonderes Highlight: das
Wahlvideo. Es handelt sich um ein Cover des bekannten Musikvideos von Pharrell Williams. Hier tanzen Europaabgeordnete und Menschen aus ganz Europa und zeigen, wie glücklich sie über ihr Wahlrecht sind.
Info
Die Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen zum Europäischen Parlament war sehr gering: nur 43 Prozent der EU-Bürger gaben 2009 ihre Stimme ab und auch in Deutschland waren es mit 43,3 Prozent nur knapp mehr Wähler.
Alexander Fricke