Den Auftakt bildete ein spannender Vortrag zum Thema „Europa und die Digitale Welt“ von Carl Christian Buhr. Herr Buhr ist Kabinettsmitglied von Neelie Kroes, EU-Kommissarin für die Digitale Agenda. Ausführlich referierte er über die europäische Cloud-Computing-Strategie und Datenschutz. Ein aktueller Kommissionsvorschlag will den europäischen Binnenmarkt für Telekommunikationweiter voranbringen. Dazu soll es EU-weite Mobilfunkdienste ohne Roamingaufschläge und einfachere Regeln geben, damit Unternehmen leichter investieren und ihre Geschäftstätigkeit über Grenzen hinweg ausweiten können.
Wie wichtig diese Punkte für die weitere Gestaltung eines Telekommunikationsbinnenmarktes in der EU sind zeigte auch die anschließende Diskussion unter der Überschrift "Privacy war gestern". Daran nahmen neben Herrn Buhr auch Eric Bonse, EU-Korrespondent und Blogger aus Brüssel, und Dr. Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein und Leiter des Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein teil.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Fragen, wie es mit Urheberrecht, Datenschutz und digitaler Technologie weiter geht und welche Chance die EU überhaupt gegenüber den weltweiten "Big Playern" hat. Die Debatte drehte sich dabei vor allem um die jüngsten Erkenntnisse aus dem NSA-Skandal und Abkommen wie ACTA und SWIFT. Aber auch die Frage, ob und wie die EU großen Unternehmen wie Google und Facebook Datenschutzrichtlinien vorschreiben kann, wurde diskutiert. Letzteres sei schwierig, da die Unternehmen zum größten Teil in Irland sitzen und dort die bisher verabschiedeten EU-Richtlinien zum Datenschutz nicht umgesetzt wurden, so die Referenten. In diesem Zusammenhang sei ein selbstbewussteres Auftreten der EU wünschenswert.
Nach einer kurzen Kaffeepause, in der sich die Teilnehmer stärken konnten, schilderte Herr Bonse seine Erfahrungen aus dem "Raumschiff Brüssel". Besonders die angehenden Journalisten unter den Teilnehmenden erhielten so direkte Informationen über die Arbeit eines EU-Korrespondenten in Brüssel. Um Europa und das spezielle Thema des Datenschutzes besser in die Regionalzeitungen transportieren zu können, bot Claudia Guske, Pressereferentin bei der Vertretung der EU-Kommission in Berlin, in ihrem Vortrag viele praktische Tipps.
Philipp Averdick
