Solidarität mit Griechenland

Gemeinsame Resolution der Europe Direct Informationszentren in Deutschland.

Die Parlamentswahl vom 6. Mai 2012 hat deutlich gemacht, dass Griechenland eine Perspektive braucht - nicht erst auf lange Sicht, sondern möglichst bald. Die Wählerinnen und Wähler haben die europafreundlichen Parteien abgestraft und die extremen Kräfte gestärkt. Mehrheitlich haben sie sich für Parteien entschieden, die den Sparkurs nicht fortsetzen wollen. Die Neonazis konnten knapp sieben Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen. Dieses Ergebnis zeigt vor allem eines: Die Lage ist prekär.  

Eine griechische Zeitung spricht von einer „Wahl des Zorns“. Dieser Zorn entspringt einer tiefen Verzweiflung. Die Sparmaßnahmen haben dazu geführt, dass viele Griechinnen und Griechen am Rande des Existenzminimums leben und die Mittelschicht verarmt.

Die Arbeitslosenquote beträgt 21,7 Prozent. Sie ist damit doppelt so hoch wie im Durchschnitt der 17 Euro-Länder. Erstmals sind mehr als die Hälfte der jungen Menschen arbeitslos. Der Mindestlohn, die Arbeitslosenhilfe und die Renten wurden um 22 Prozent gekürzt. Alleine in Athen werden 30.000 Obdachlose gezählt.  Vor der Krise hatte Griechenland die niedrigste Suizidrate Europas, inzwischen hat sie sich verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht.

Besserung ist nicht in Sicht. Seit vier Jahren befindet sich die griechische Wirtschaft in einer schweren Rezession, Prognosen zufolge wird sie 2012 erneut einbrechen - um fünf Prozent. 

Eine solide Sparpolitik ist in Griechenland – wie auch in den anderen Ländern mit hohem Schuldenstand - zwingend erforderlich. Aber es muss trotzdem ein Weg gefunden werden, um die Menschen mitzunehmen, die die Krise nicht verursacht haben, aber am meisten darunter leiden. „Es ist wichtig, dass wir Griechenland jetzt Hoffnung geben“, erklärte Kommissionspräsident  José Manuel Barroso. 

In Anbetracht dieser dramatischen Lage bekunden wir unsere Solidarität mit dem griechischen Volk, das schnellstmöglich einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Neuanfang braucht.

Wir appellieren 

-    an die Europäische Union und die europäischen Regierungen,  Griechenland bei seinen dringend notwendigen Reformen zu unterstützen.  Darüber hinaus fordern wir Fördergelder für Griechenland, die Investitionen fördern, das Wirtschaftswachstum stärken, das Bildungsniveau heben und neue Jobs schaffen.

-    an die griechische Regierung, mit den Sparanstrengungen fortzufahren und europafeindlichen Kräften im eigenen Land entgegenzuwirken.

-    an die europäischen Bürgerinnen und Bürger, sich umfassend über die Situation in Griechenland zu informieren und gegen Vorurteile anzugehen.

Wir, die Europe Direct Informationszentren (EDIs) in Deutschland, bekräftigen unsere Absicht, einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten und unsere griechischen Partnereinrichtungen durch die stärkere Einbeziehung in europäische Netzwerke und Projekte zu unterstützen.