Von Wacken bis zur Martinsgans: Europa-Workshop für Lokaljournalist_innen

In Lokalredaktionen ist Europa selten Thema. Die Entscheidungsprozesse und politischen Strukturen erscheinen zu kompliziert und vor allem: viel zu weit weg vom Leben der Leser_innen. Wie Europa das Leben in den Städten und Gemeinden beeinflusst und wie man das journalistisch umsetzen kann war Thema unseres Europaworkshops in Zusammenarbeit mit der FH Kiel.

Jürgen Blucha vom LLUR diskutiert mit Studierenden über die EU Strukturfondsförderung. Foto: EUSH.

Jürgen Blucha vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume informierte rund  40 Studierende der Fachrichtung Journalismus und Medienwirtschaft über die EU-Strukturfondsförderung. Warum werden die europäischen Fördergelder eigentlich zentral vergeben? Kann der LEADER-Ansatz hier wirklich Abhilfe schaffen? Sollten gewinnorientierte Unternehmen eigentlich EU-Mittel erhalten? Diese und weitere Fragen wurden engagiert diskutiert.

Alexander Wragge, Redakteur beim Opens external link in new windowOnline-Debattenportal Publixphere, gab den Studierenden konkrete Recherchetipps. Er rief dazu auf, lokale Themen mit EU Bezug aufzugreifen und  kritisch zu hinterfragen. Vor allem müssten Verantwortlichkeiten klar benannt werden: "Wenn es um das Glühbirnenverbot geht, muss man auch sagen, was Frau Merkel und Herr Gabriel damit zu tun hatten!"

Anschließend erstellten die Studierenden in Kleingruppen Recherchepläne für regional relevante Artikel mit Europabezug. So wurde beispielsweise anlässlich des traditionellen Martinsgansessen die mangelnde Umsetzung des EU Gütesiegels für loses Geflügel hinterfragt. Den EU Subventionen für das Wacken Open Air Festival wurde ebenso nachgespürt wie der Frage, warum die in jeder Bäckerei erhältlichen Amerikaner eigentlich immer kleiner werden.

Die Landtagsabgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP), Bernd Voss (Grüne) und Jürgen Weber (SPD) waren von der Vielfalt präsentierter Ideen beeindruckt. In der anschließenden Debatte zeigte sich aber auch, dass viele Ideen im Tagesgeschäft einer Lokalzeitung wohl nicht zur Umsetzung gelangen würden: der enorme Zeitdruck, unter dem Journalist_innen vor Ort zunehmend stehen, mache den Aufwand einer langfristigen Recherche häufig unmöglich, klagten die Studierenden.

Prof. Dr. Jörn Radtke lobte den „riesigen Informationspool“, den die europäischen Institutionen für Journalist_innen bereithalten. Hier müssten Schwellenängste abgebaut werden: "wer mit 'der EU' ein Gesicht und einen Ansprechpartner verbindet, der ruft auch einfach mal an und fragt nach", so Radtke. Gleichzeitig forderten die Journalist_innen auch die Politiker auf: „Füttern Sie uns mit Informationen!"

Informationen

Das berufsbegleitende Masterstudium "Journalismus und Medienwirtschaft" an der FH Kiel kombiniert die Inhalte einer Volontärsausbildung mit den medienwissenschaftlichen Lehrinhalten eines Masterstudiums. Es verbindet damit die praktische betriebliche Ausbildung im Verlag mit einem akademischen Vollstudium. Die Volontäre und Volontärinnen können durch das Studium parallel zu ihrer Tätigkeit im Verlag (Volontariat) einen Masterabschluss im Fachgebiet "Journalismus und Medienwirtschaft" erwerben.

Weitere Informationen finden Sie Opens external link in new windowhier