Verloren im Europa-Dschungel? Die EU in Schule und Unterricht

Einerseits ist Europa bei Jugendlichen ein eher positiv besetzter Begriff, der mit vielen attraktiven Möglichkeiten verbunden und wie selbstverständlich genutzt wird. Andererseits wird die Europäische Union (EU) eher negativ gesehen. Sie wird verbunden mit Bürokratie und undurchschaubarer Komplexität. Die Kluft zwischen diesen beiden Wahrnehmungen stellt nicht nur für Lehrkräfte eine Herausforderung dar.

Mit einer ganztägigen Veranstaltung für Lehrerinnen, Lehrer und andere Interessierte haben die Europa-Union Schleswig-Holstein (EUSH) und das Institut für Qualitätssicherung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) einen ersten Einstieg in diese komplexe Thematik vermittelt. Wie kann Europa lebendiger vermittelt werden und ist die aktuelle Krise Europas Herausforderung oder Chance für den Unterricht? Antworten auf diese Fragen wird eine Veranstaltungsreihe in 2013 zum Ziel haben.

Der Landesvorsitzende der EUSH, Uwe Döring, machte als ehemaliger Europaminister in seinem Initiates file downloadEinführungsvortrag deutlich: Europa wurde nach dem zweiten Weltkrieg zu allererst als eine Wirtschaftsgemeinschaft geplant und errichtet. Erst viel später sollten Bürgerrechte, Transparenz und Demokratie aus dem "Elitenprojekt" eine "Union der Bürgerinnen und Bürger" machen.

Doch nach jahrelangen Verhandlungen um eine europäische Verfassung stand am Ende nur der Vertrag von Lissabon als Minimalkonsens zwischen den Mitgliedsstaaten. Die wenig später von den USA ausgegangene Finanz- und Wirtschaftskrise verändert Europa dagegen im Eiltempo. Demokratie, Bürgerrechte, Transparenz und Solidarität stehen dabei allerdings nicht an oberster Stelle.

Ist der europäische Traum also ausgeträumt? "Europa ist wie ein Fahrrad – wenn es nicht nach vorne bewegt wird, fällt es um" schloss Döring mit einem hoffnungsvollen Zitat von Jacques Delors und betonte, wie wichtig es gerade in der Krise sei, die Schülerinnen und Schüler zur Beteiligung und Einmischung in die eigenen Angelegenheiten zu motivieren.

Wie kann das funktionieren, welche Unterstützung wünschen sich die Lehrkräfte, wie sollen Informationen zu europäischen Themen an die Schule gebracht werden? Dazu konnten die mehr als 30 Teilnehmenden ihre Ansichten schriftlich festhalten. Die Ergebnisse finden Sie Initiates file downloadhier.

Im zweiten Teil der Veranstaltung beschäftigte sich Initiates file downloadProf. Dr. Dirk Loerwald von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit der Vermittlung der Krise im Unterricht. Wie können komplexe volkswirtschaftliche Zusammenhänge für Schülerinnen und Schüler verständlich dargestellt werden? Schreckt die Krise mit ihren regelmäßigen Katastrophenmeldungen junge Menschen ab oder regt die mediale Aufmerksamkeit für europäische Themen eher zur Auseinandersetzung mit Europa an?

Loerwald ermutigte die Teilnehmenden, auch komplexe Zusammenhänge einfach darzustellen. Wer kompliziert denke, müsse nicht unbedingt auch kompliziert sprechen, erklärte der Fachdidaktiker, im Gegenteil: Er erzählte die Krise anhand einer Familiengeschichte nach und machte die Problematik falscher finanzieller Anreize mit der geteilten Rechnung im Restaurant deutlich.

Anschließend wurden unterschiedliche Ansätze zur Vermittlung europäischer Themen im Unterricht an Ständen vorgestellt und mit  Teilnehmenden diskutiert. Vom Opens external link in new windowPlanspiel zum Opens external link in new windowComeniusprojekt, über den Opens external link in new windowBremer Europakoffer, Opens external link in new windowUnesco-Projekte, Opens internal link in current windowEuropaaktionstage bis zum Opens external link in new windowEuropäischen Wettbewerb– es gibt viele neue und bewährte Ansätze, Europa an die Schule zu holen. Weitere Ansätze und konkrete Unterrichtsbausteine sollen im kommenden Jahr in einer Fortbildungsreihe entwickelt werden.